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09.12.2020
Abschlussbericht

Neue Spuren auf vertrautem Terrain

Chancen der Verwandten- und Netzwerkpflege entdecken

Die Perspektive gGmbH - Institut für sozialpädagogische Praxisforschung und -entwicklung hat im Rahmen eines vom LVR-Landesjugendamt und der Stadt Düsseldorf geförderten Modellprojektes mit der Verwandten- und Netzwerkpflege beschäftigt und sich hierbei besonders auf ein professionelles und auf die Bedürfnisse angepasstes Unterstützungssystem in der Pflegekinderhilfe konzentriert. Drei Modellstandorte aus dem Rheinland haben sich bereit erklärt, zusätzlich zu ihrer täglichen Arbeit mit den Kindern und Familien am Modellprojekt mitzuwirken, um dem Institut realistische Einblicke in ihre Praxis aus der Begleitung von Verwandten- und Netzwerkpflegeverhältnissen zu ermöglichen. Die vorliegende Handreichung trägt die Ergebnisse aus dem Modellprojekt zusammen und zeigt die aktuellen Herausforderungen dieser Form der Vollzeitpflege nach § 33 SGB VIII auf.

Die Handreichung wurde im November 2020 von der Perspektive gGmbH veröffentlicht und umfasst 163 DIN A 4 - Seiten. Die Autoren der Studie:  Ina-Catherine Ruchholz • Jenna Vietig • Dirk Schäfer

Auszüge aus dem Abschnitt: Fazit und Ausblick

Im Rahmen dieses Modellprojekts wurde dem Anspruch, alle relevanten Akteur*innen eines Verwandten- und Netzwerkpflegeverhältnissen miteinzubeziehen, Rechnung getragen. So konnte ein Einblick in die Perspektiven von Eltern, Verwandten, Netzwerkpflegepersonen und jungen Menschen gegeben werden. Gleichzeitig wurden die aus ihrer Sicht relevanten Themen mit Fachkräften diskutiert sowie in dieser Handreichung beschrieben und analysiert, um sie für die Weiterentwicklung der Verwandten- und Netzwerkpflege über die Projektlaufzeit hinaus weiterhin nutzen zu können.  [....]

Die Auseinandersetzung mit den Originaltönen von Verwandten und Netzwerkpflegepersonen, Eltern und jungen Menschen hat in den Fachwerkstätten zu offenen und selbstkritischen Diskussionen geführt, denen immer eine Ableitung von Konsequenzen folgte. Konsequenzen, die auf einer konkreten Handlungsebene formuliert wurden, und oft im Nachgang als Anregungen mit in die jeweiligen Fachdienste genommen wurden. [....]

Seit der Hochrechnung des Mikrozensus von 1995 wird davon ausgegangen, dass mehrere Zehntausend junge Menschen in informellen und halbformellen Verwandtenpflegeverhältnissen leben. Aus der vorliegenden Empirie wissen wir, dass bei Pflegepersonen häufig große Unsicherheit besteht, ob der junge Mensch bei ihnen bleiben kann, wenn sie sich an die Sozialen Dienste wenden. Es fehlt an Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, die den Menschen notwendige Informationen zukommen lassen. Dabei stellt sich die Frage, wie den Familien ebendiese Informationen sowie Unterstützungsangebote zugänglich gemacht werden und wer dafür zuständig ist. [....]

Im Projektverlauf ist mehrfach deutlich geworden, dass Eltern in Verwandten- und Netzwerkpflegeverhältnissen oft nicht in die Gestaltung der Hilfe einbezogen werden. Sie haben keine neutralen Ansprechpersonen, Zuständigkeiten sind (ihnen) häufig unklar und eine Zusammenarbeit mit Fachkräften wurde selten beschrieben. Vielmehr fehlt Eltern die Unterstützung, die sie bei der Ausgestaltung ihrer neuen Rolle und im Verlauf des Pflegeverhältnisses berät und begleitet. Mit Blick auf die vorliegende Empirie sollten bestehende Annahmen, wie bspw. die einfachere, umfangreichere Kontaktgestaltung zwischen Eltern und ihren Kindern in der Verwandtenpflege, kritisch reflektiert werden. Es bedarf der Entwicklung von Konzepten, die die Zusammenarbeit mit Eltern ermöglichen. [....]

Innerhalb des Modellprojektes konnte eine Differenzierung zwischen der Verwandtenpflege und der Netzwerkpflege begonnen werden. Bei einigen Themen haben sich Unterschiede herausarbeiten lassen, aus denen Konsequenzen für die Beratung, Begleitung und Unterstützung von Netzwerkpflegeverhältnissen gezogen werden konnten. Bei anderen Themen wurde wiederum deutlich, dass weitere Forschung notwendig ist, die an den hier vorliegenden Themen ansetzen muss, um weitere Spezifika ableiten zu können. [....]

Nacfhfolgende Träger haben intensiv an dem Projekt als auch am Bericht mitgearbeitet:

* Modellstandort Düsseldorf: Jugendamt Düsseldorf, Diakonie Düsseldorf, SKFM Düsseldorf

* Jugendamt Köln

* Jugendamt der StädteRegion Aachen