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Anbahnung - Pflegeeltern und Kind lernen sich kennen
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Der zeitliche Umfang der "Anbahnung" hängt natürlich vom Alter des Kindes und den bisherigen Geschehnissen ab. Seltener wird das Kind direkt aus der Herkunftsfamilie in die Pflegefamilie vermittelt, meist gibt es erstmals Unterbringungen in Bereitschaftspflegefamilien oder entsprechenden Heimgruppen. Während das Kind dort lebt, soll geklärt werden, wie seine Zukunftsperspektive aussehen wird. Häufig müssen in dieser Übergangszeit auch rechtliche Dinge z.B. Sorgerechtsfragen geklärt werden. Dies kann bis zu Gerichtsverfahren gehen, die dann mehrere Monate dauern und den Aufenthalt in der Bereitschaftsfamilie verlängern. In der Zeit der Bereitschaftspflegefamilie ist es möglich, sich ein Bild vom Kind und seinen Bedürfnissen zu machen. Mit diesem Wissen, kann die Vermittlungsstelle dann passende Pflegeeltern für das Kind aussuchen.
Pflegeeltern und Kind lernen sich kennen
Der erste Schritt der Anbahnung ist das persönliche Kennenlernen der Pflegeeltern und des Kindes. Hier muss sich herausstellen ob der Funke fliegt und die Chemie stimmt. Die Aufnahme eines Kindes in einer Familie bedeutet, mit diesem Kind viel Nähe zu erleben und diese Nähe auch zu wollen und zuzulassen. Pflegeeltern sind keine Erzieher, die sich nach getaner Arbeit in einer Einrichtung ins Privatleben zurückziehen können. Pflegeeltern leben in ihrem Privatleben mit dem Kind. Der Funke ist daher unverzichtbar.
Sowohl den Pflegeeltern als auch den Kindern selbst muss klar sein, dass sie nicht müssen. Bewerber um ein Pflegekind sollten gegebenenfalls durchaus den Mut aufbringen zu erklären, dass sie sich mit diesem Kind ein gemeinsames Leben nicht vorstellen können. Solche Einstellungen drücken etwas über die Stärken und Schwächen von Pflegeeltern aus und be(ver)urteilen das Kind nicht.
Es gibt persönliche Gründe, persönliche Erfahrungen die hier eine entscheidende Rollen spielen und die sehr ernst genommen werden müssen, sonst ist schon zu Beginn gemeinsamen Lebens das Scheitern mit vorprogrammiert. Die Aufnahme eines Kindes abzulehnen bedeutet nicht, "nie wieder" vom Jugendamt eine Nachfrage zu erhalten.
Gegenseitiges Vertrauen schaffen
Können sich Pflegeeltern, Kind, Fachkräfte und Personensorgeberechtigter vorstellen, dass dies die richtige Pflegefamilie sein wird, wird durch Besuche der Pflegefamilie beim Kind, dann des Kindes bei der Pflegefamilie eine Vertrautheit geschaffen. Die Besuche werden immer mehr ausgeweitet - Übernachtungen, Wochenenden, Ferienzeiten - bis sich herausgestellt hat, dass Kind und Pflegefamilie zusammenpassen und zusammen leben wollen und können. Bei jüngeren Kindern kann diese Zeit wenige Wochen, bei älteren Kindern mehrere Monate betragen.
Die Dauer der Anbahnung ist natürlich für alle Beteiligten von Bedeutung. Hier bedarf es guten Einfühlungsvermögens und guter Begleitung durch Fachkräfte, um den richtigen Zeitpunkt der Übersiedlung zu finden. Zu wenig Zeit der Anbahnung bedeutet, nicht Einschätzen zu können, ob schon genug Nähe zwischen der Pflegefamilie und dem Kind entstanden ist. Zu lange Anbahnung bedeutet, dass das Kind langsam nicht mehr daran glaubt, dass die Pflegeeltern es wirklich aufnehmen wollen.
Klare Absprachen im Hilfeplan festschreiben
Besonders aus der Sicht des Kindes ist es wesentlich, dass alle Beteiligten von den gemeinsamen Absprachen auch wirklich überzeugt sind. Hilfreich sind dazu natürlich auch klar aufgeschriebene Ziele und Schritte im Hilfeplan, in dem dann auch der Zeitpunkt der Übersiedlung des Kindes in die Pflegefamilie beschrieben wird.