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Jule hat zwei Mamas
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Mit einem Vorwort von Klaus Wolf. 14,95 EUR. 50 Seiten.
Empfohlenes Lesealter: 6-12 Jahre.
Jule ist neun Jahre alt und geht in die dritte Klasse Grundschule. Sie wohnt in Olpe bei Mama und Papa, geht gerne schwimmen und isst am liebsten Reibekuchen. Ein ganz normales Mädchen, das gleichzeitig etwas Besonders hat, nämlich zwei Mamas. Eine, die sie geboren hat und eine, bei der sie nun lebt. Und darüber muss sie manchmal nachdenken: warum das so ist und wie sie das anderen erklären soll.
In ihrem Buch „Jule hat zwei Mamas“ greift Birgit Stupperich, Mitarbeiterin eines
Pflegekinderdienstes im Kreis Olpe, diese beiden zentralen Fragen von Pflegekindern auf.
Liebevoll beschreibt sie den Alltag von Jule und ihren Pflegeeltern. In ganz alltäglichen
Situationen wird Jule mit ihrer besonderen Lebenssituation der „doppelten Elternschaft“ konfrontiert: wie erklärt sie anderen Kindern, wer die Frau neben Mama auf der Abschiedsfeier im Kindergarten oder beim Besuch im Krankenhaus ist und wen sie alles zur Kommunionfeier einlädt? Und was ist denn genau der Grund, dass ausgerechnet sie zwei Mamas hat und nicht, wie alle anderen Kinder die sie kennt, eine?
Einfühlsam und in kindgerechten Worten schildert Stupperich, was Jule mit ihrer leiblichen
Mama erlebt hat und wie es zur Unterbringung in der Pflegefamilie kam. Dabei spart sie
schwierige Themen wie Vernachlässigung oder Drogen- und Alkoholkonsum durch die
leibliche Mutter sowie den Eingriff des Jugendamtes nicht aus und findet altersgerechte und
angemessene Beschreibungen für diese komplexen Sachverhalte. Auch die Angst eines
Pflegekindes, seinen Pflegeeltern Fragen zu seiner Herkunft zu stellen, um diese nicht zu
verletzen oder ihre Liebe nicht zu verlieren, wird aufgegriffen und thematisiert.
Dieses Buch kann Räume öffnen für Gespräche zwischen Pflegeeltern und –kindern. Vielen
Pflegeeltern fällt es schwer, die Gründe, warum das Kind nicht bei den leiblichen Eltern leben
kann, in Worte zu fassen. Hier finden Sie ein feinfühliges Beispiel, das Gespräch mit dem
Kind über seine Vergangenheit zu initiieren und zu unterstützen.
Pflegekinder erleben anhand der Geschichte von Jule, dass sie nicht alleine sind mit ihrer
Situation, dass ihre Gefühle und Gedanken erlaubt sind und Fragen nach ihrer Herkunft zu
stellen in Ordnung ist. Sie erfahren, dass sie nicht die Verantwortung tragen für die
Unterbringung in einer Pflegefamilie und bekommen Erklärungen dafür, wieso Eltern nicht in
der Lage sein können, sich um ein Kind zu kümmern. Dies alles in einer klaren, aber
behutsamen und immer respektvollen Sprache und Haltung, die das Kind nicht in
Loyalitätskonflikte bringt und ihm die Möglichkeit lässt, beide Eltern zu lieben. Die
Illustrationen von Thomas Euteneuer illustrieren die Geschichte ansprechend.
Fazit: Ein rundum gelungenes, äußerst empfehlenswertes Buch für Pflegefamilien, das eine
wertvolle Hilfestellung für die Auseinandersetzung des Pflegekindes mit seiner Herkunft
bietet.
Rezensentin: Birgit Lattschar

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