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Alles Familie!
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Das Buch lässt schon im Titel erkennen, dass Familienbeziehungen nicht immer so einfach zu verstehen sind. Es widmet sich zunächst grundlegend dem Thema Familie, in dem zu Beginn erläutert wird, dass auch Tiere und schon die Steinzeitmenschen nicht alleine lebten, sondern mit anderen zusammen. Dann wird erklärt, wie Familien früher waren („oft groß“) und heute sind („eher klein“) und, anhand des Beispiels der Patchworkfamilie, welche Beziehungen es innerhalb von Familien gibt („Halb-verwandt, direkt-verwandt, stief-verwandt“). Neben getrennt lebenden Eltern, bei denen das Kind zwischen zwei Haushalten pendelt („Mia hat alles doppelt. Freitags zieht sie immer um“) werden Regenbogenfamilien (Schwule oder lesbische Eltern), Stieffamilien, Ein-Eltern-Familien und Adoptivfamilien erklärt. Ebenso ist das Kinderheim als eine Lebensform abgebildet.
Auch in diesem Buch wird thematisiert, was Familien ausmacht, wie sie sich verhalten und zusammenleben („Manche Familien machen ziemlich viel Geräusche. Sie reden viel und laut. Bei anderen Familien ist es immer sehr still.“). Dabei werden heikle Themen feinfühlig angesprochen („Es gibt Eltern, die behandeln ihre Kinder schlecht. …Andere schlagen ihre Kinder sogar, obwohl sie das gar nicht dürfen!“) und können so Gesprächsanlässe für betroffene Kinder schaffen. Zum Schluss ist auf einer Doppelseite ein Fragebogen abgebildet, in dem die eigene Familie vorgestellt werden kann.
Zwei Dinge möchte ich kritisch anmerken: die Pflegefamilie als (Ersatz-) Familienform fehlt, obwohl sie zahlenmäßig weitaus häufiger als etwa die Regenbogenfamilie vorkommt und gerade für Kinder im Bilderbuchalter eher eine Ersatzfamilienform als etwa das Kinderheim darstellt. Schade, dass sich die Pflegekinder hier (wie in vielen andern Bilderbüchern auch) nicht wieder finden. Dafür ist die Adoptivfamilie abgebildet, in Form der abgebenden Mutter und den Adoptiveltern. Hier hätte ich mir allerdings zeichnerisch freundlichere Darstellung der abgebenden Mutter (und auch den fehlenden leiblichen Vater) gewünscht. Erfreulich ist aber, dass die Autorin in der aktuellen dritten Auflage den Text dazu verändert hat und die Entscheidung zur Adoption nun folgendermaßen beschreibt: „Simone konnte aber leider kein Kind großziehen. Weil sie wollte, dass es Ihrer Tochter gut geht, hat sie Paula zur Adoption freigegeben.“ statt wie in der ersten Auflage: „Aber Simone wollte kein Kind haben.“
Fazit: Trotz der Kritik besticht das Buch durch seine witzigen Texte und Bilder und lädt dazu ein, miteinander über die eigene Familie und ihre Besonderheiten ins Gespräch zu kommen. Prädikat: empfehlenswert!
Rezension: Birgit Lattschar

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Grundinfo Pflegekinder
50 Seiten geballte Information
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