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Doris
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Doris lebt schon seit vielen Jahren in der Pflegefamilie. Es gibt – auch auf Wunsch des Kindes – keine Besuchskontakte. Einmal im Jahr treffen sich jedoch die Pflegemutter und die leibliche Mutter um miteinander zu sprechen. Die Pflegemutter ist besonders darum bemüht, herauszufinden, was die Mutter zur Zeit macht – denn, wenn sie nach Hause kommt wird sie von Doris erwartet, die dann sofort alles wissen möchte. Sie möchte die Mutter nicht sehen, aber sie möchte wissen, wie es ihr geht. Und auch hier – wenn sie erfährt, dass es ihr gut geht, dann ist sie zufrieden, erfährt sie etwas anderes, dann muss die Pflegemutter mit ihr darüber nachdenken, wer denn in welcher Form der Mutter nun hilft oder helfen kann.
Wie oft erleben wir, dass Pflegekinder sich wünschen, dass die leibliche Mutter doch auch mit in die Pflegefamilie ziehen würde. Dieser Vorschlag begründet sich nicht nur in dem Wunsch, die vertraute Mutter bei sich zu haben, sondern auch in der Sicherheit, dann zu wissen, dass die Mutter gut versorgt ist und zu sehen wie es ihr geht. Gerade bei Kindern, die bei vernachlässigenden Eltern ihre Geschwister und oft auch die Mutter versorgten, haben wir immer wieder eine große Sorge um das Befinden der Mutter gefunden. So sehr wir einem „Versorgerkind“ auch wünschen, diese Verantwortlichkeit aufgeben und wieder nur Kind werden zu können, so sehr müssen wir auch akzeptieren, dass das Kind sich in dieser Rolle sieht. Wenn wir das Kind hier nicht ernst nehmen und ihm nicht versuchen, seine Verantwortung für seine Familie dadurch abzunehmen, dass wir ihm glaubhaft zeigen können, dass es dieser Familie auch ohne seine Versorgung gut geht, so sehr wird das Kind dieser Rolle verhaftet bleiben und sich nicht neu einlassen können.