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20.03.2018
Erfahrungsbericht

Florian unser Pflegekind mit FASD

Erfahrungsbericht über ein Pflegekind mit FASD, welches in der Pflegefamilie erwachsen wird.Teil 1 (Vermittlung und Aufwachsen bei uns) Teil 2 - Wechsel ins Betreute Wohnen

Florian kommt zu uns - Teil 1

Florian kam mit 3 1/2 Jahren in unsere Familie. Unsere leiblichen Kinder waren zehn und zwölf Jahre jung. Wir wohnen sehr ländlich auf einen ehemaligen Bauernhof mit vielen Tieren.

Florian hatte ein halbes Jahr Heimerfahrung und hat in den ersten drei Jahren in seiner Herkunftsfamilie gelebt. Er ist mit seiner Mutter zwei Mal ins Frauenhaus geflüchtet, hatte Gewalterfahrung gegen seine Mutter und sich selbst erlebt, wurde nicht regelmäßig versorgt (Hungererfahrung) und erkannte einige Biersorten an Hand des Etikettes. Er kannte keine Strukturen und unsere Sozialarbeiterin sagte ganz trocken zu uns: „Stellen sie sich vor, sie nehmen Alf (Fernsehsendung) auf und erklären ihm, dass er ihre Katze nicht essen soll“. Wir haben alle herzlich gelacht, aber nach einer Woche wussten wir was sie meinte.

Florian hatte einen großen Wortschatz und redete ununterbrochen. Er war der Gesprächspartner der Mutter, wusste allerdings nicht, was er dort sprach. Er beschimpfte uns als Arschloch und das war noch harmlos. Unsere Kinder und wir sagten ihm, bei uns wird so nicht gesprochen und “boten“ ihm Schimpfalternativen wie “rostige Bratpfanne“ o.ä. an. Das besserte sich aber nach einiger Zeit.

Die Mutter lernten wir bis heute nicht kennen. Der Vater hatte in den ersten 1 1/2 Jahren monatlichen Besuchskontakt, den er aber oft morgens absagte und einen anderen Termin, meist eine Woche später, angeboten bekam. Diese Termine nahm er dann wahr. Nach den Kontakten reagierte Florian ständig mit Einkoten, aß bis zum Erbrechen, besorgte sich Essen, machte Bücher und Kleidung kaputt. Er brauchte zwei Wochen um wieder “klar“ zu werden. Ich führte ein kleines Tagebuch und konnte unserer Sozialarbeiterin dies beim nächsten Besuchskontakt vorlegen. Über ein Jahr standen dort die Kontakte und Nachwirkungen drin und sie fand das, was sie da lesen konnte, doch sehr erschreckend. Der Besuchskontakt wurde etwas lauter nachdem auch der Vater diese Aufzeichnungen gelesen hatte. Er drohte mit einem Anwalt. Danach hatten wir fast ein Jahr keinen Besuchskontakt.

Wir werden Vormünder von Florian

Nach dieser Pause meldete sich der Vater beim Jugendamt und fragte nach Florian. Die Sozialarbeiterin, der Vater und ich trafen uns zu einem Gespräch im Jugendamt. Das Gespräch verlief gut und der Vater wollte, dass wir Pflegeeltern doch die Vormundschaft für Florian übernehmen sollten. Bisher lag sie beim Amtsvormund. Wir gaben dem Vater unsere Handynummer und später auch unsere Anschrift, damit er Florian Karten schreiben konnte. Der Vater hielt sich bis heute daran, immer nur eine Karte zu schreiben oder mich per SMS anzufunken.

Florian besuchte nach einem Jahr bei uns den Kindergarten. Auch dort eckte er an. Er verweigerte Dinge, an denen er keinen Spaß hatte und nahm sich Sachen, die ihm nicht gehörten. Das morgendliche Frühstück “überwachte“ er ganz genau. Die Erzieherin hatte Erfahrung mit Pflegekindern, denn sie ist selbst mit einigen aufgewachsen. Ein Glücksfall für uns alle. Sie setzte ihm Grenzen und achtete auch darauf, dass er sie einhielt.

Florian wurde immer auffälliger in seinem Verhalten. Er redete wie ein Wasserfall und wusste oft nicht was er da quasselte. Er zerstörte seine und auch unsere Sachen und zeigte gar kein Reuegefühl oder eine Traurigkeit. Wenn wir am Wochenende oder im Urlaub einen anderen Tagesablauf hatten, oder nur die fünf einmal gerade sein lassen wollten, bekamen wir sofort die Quittung. Er nahm sich Sachen, die ihm nicht gehörten, log dann und beschuldigte andere. Nur auf Druck gab er es zu und meinte dann, einmal Drücken und Umarmen und alles sei gut. So hatte er es ja drei Jahre lang in seiner Herkunftsfamilie erfahren. Bei uns war es aber nicht gut, wir waren traurig, enttäuscht und konnten sein Verhalten nicht nachvollziehen.

Florian wurde immer auffälliger in seinem Verhalten. Er redete wie ein Wasserfall und wusste oft nicht was er da quasselte. Er zerstörte seine und auch unsere Sachen und zeigte gar kein Reuegefühl oder eine Traurigkeit. Wenn wir am Wochenende oder im Urlaub einen anderen Tagesablauf hatten, oder nur die fünf einmal gerade sein lassen wollten, bekamen wir sofort die Quittung. Er nahm sich Sachen, die ihm nicht gehörten, log dann und beschuldigte andere. Nur auf Druck gab er es zu und meinte dann, einmal Drücken und Umarmen und alles sei gut. So hatte er es ja drei Jahre lang in seiner Herkunftsfamilie erfahren. Bei uns war es aber nicht gut, wir waren traurig, enttäuscht und konnten sein Verhalten nicht nachvollziehen. Nun beklaute er auch unsere Eltern, die mit uns im Haus wohnten. Er durfte daraufhin deren Wohnung nur noch betreten, wenn einer von uns dabei war. Wir mussten ihn ständig kontrollieren und das war sehr anstrengend. Unserem Freundes- und Bekanntenkreis war es nicht verständlich, warum Florian sich so verhielt und warum wir dem “armen“ Jungen so enge Grenzen setzten. Wir boten an, dass einer Florian ja für zwei Wochen in den Sommerferien nehmen könnte, damit wir einmal entspannt Urlaub machen könnten. Keiner wollte das!

Jetzt kam ein weiteres Pflegekind von 5 1/2 Monaten zu uns. Florian war richtig bemüht und lieb zu ihm. Nun stand Florian nicht mehr ständig im Mittelpunkt und das tat ihm auch gut.

Die Einschulung rückte heran und Florian besuchte die erste Klasse unserer Grundschule. Die Lehrerin war streng, gerecht und sprach Klartext. Nach kurzer Zeit hatte Florian seinen Platz gefunden, kommandierte die Schulkameraden herum und war nicht so beliebt. Auch in der Klasse setzte er sein Verhalten fort. Es wurde immer deutlicher, dass etwas mit ihm nicht stimmte.

Wir erfahren etwas über die Beeinträchtigung von Florian

Durch Zufall besuchten wir ein Seminar über FAS. Bis zu diesem Zeitpunkt dachten wir FAS steht für Fohlen-Anpassungs-Syndrom. (Wie wir darauf kamen? Wir haben viel mit Pferden zu tun). Den Unterschied erklärten uns Dr. Feldmann und Prof. Spohr in Mülheim auf diesem Seminar. Dort berichteten fremde Menschen über unseren Sohn. Ich machte umgehend einen Termin bei Dr. Feldmann an der Uni Münster aus. Für Dr. Feldmann stand schnell fest, dass Florian FAS hat. Er hatte alle Merkmale dieser Behinderung und wir bekamen eine Nachricht, dass die Mutter Alkohol in der Schwangerschaft getrunken hatte.

Nun wussten wir warum Florian so reagierte, für uns eine Erklärung, aber ein großer Schock. Wir hatten ein behindertes Kind und mussten unser Leben danach ausrichten. Erst einmal suchten wir eine passende Schule. Nach achtmonatigen Vorsprechen, und an jedem Fest teilnehmende nette Eltern, durfte Florian für zwei Wochen vor Ostern den Unterricht besuchen. In der ersten Woche war Florian total angepasst und petzte ständig. Er wollte sich beliebt machen bei seiner zukünftigen Lehrerin. Die fand das nicht so toll und sagte ihm, dass er mit dem Verhalten dort nicht hinpassen würde. In der zweiten Woche benahm er sich normal und die Schule nahm ihn an. Jetzt gingen wir zusammen mit der Grundschule an das Schulamt, um das AO-SF Verfahren einzuleiten. Florian wurde geprüft und der Prüfer kannte sich mit Pflegekindern und FAS aus und sah Florians Bedürfnisse. So ein Glück für uns alle.

Ab dem vierten Schuljahr durfte Florian an die Waldorfschule für sozial-emotional geschädigte Kinder und LB. Jetzt fuhren wir täglich 120 km hin und her um ihn zur Schule zu bringen und auch wieder abzuholen. Das Jugendamt bezahlt diese Schule. Nach intensiven Gesprächen mit dem Buskreis der Schule wurde die Buslinie umgelegt und Florian in Hausnähe abgeholt. Welch ein Aufatmen der gesamten Familie, weniger Stress!!

Allerdings hat Florian auch an dieser Schule keine Freundschaften knüpfen können, aber alle nehmen ihn so wie er ist. Diese Schule hat 12 Schuljahre und Florian wird im nächsten Jahr seinen Hauptschulabschluss dort erreichen.

Florian wird selbständig

Jetzt ist er 18 Jahre alt und zwei Monate vor seinem Geburtstag haben wir beim Betreuungsgericht die Betreuung für ihn beantragt. (Siehe Anhang) Die Dame von der Betreuungsstelle kam zu uns und nach dem Gespräch mit Florian und uns sah sie seine Bedürftigkeit und schreib ihren Bericht ans Gericht. Dann kam ein Gutachter für Florian zu uns, der vom Gericht bestellt wurde, um Florian zu begutachten. Auch dieser Psychologe sah die Notwendigkeit für eine Betreuung durch uns für Florian. Nächste Woche haben wir eine Ladung vom Gericht und hoffen, dass der Richter sich dem Gutachten anschließt und wir die Betreuung für ihn übernehmen können.

Danach werden wir uns einen erneuten Termin beim Reha-Berater im Arbeitsamt holen, um den weiteren Lebensweg für Florian zu ebnen. Einen Termin hatten wir schon vor den Sommerferien und haben uns dort vorgestellt und schon einmal Arztberichte, Hilfepläne etc. abgegeben. Als der Reha-Berater meinte, dass seine Kinder auch schon mal diese Auffälligkeiten hätten fragte ich, ob seine Frau auch in der Schwangerschaft getrunken hätte? Die armen Kinder, auch behindert! Daraufhin nahm er die von uns mitgebrachten Unterlagen und lud uns zu einem weiteren Termin ein. Der Reha-Berater meinte, dass Florian sich erst einmal finden muss und überall hinein schnuppern soll. Ich fragte, und dann?

Für uns ist ganz klar, dass Florian im nächsten Jahr ins betreute Wohnen wechseln wird und an den Wochenenden oder zu Familienfeiern nach Hause kommen soll. Wir brauchen auch einen räumlichen Abstand, damit wir weiterhin als Familie leben können. Florian hat uns verdammt viel Kraft und Nerven gekostet und mit dem Verstand von heute, würden wir ihn nur noch mit mehr Hilfe und Betreuung bei uns aufnehmen.

Florian wird keine Ausbildung machen können, vielleicht eine Helferausbildung in Kombination mit betreutem Wohnen. Er hat dann im nächsten Jahr seinen Hauptschulabschluss, weiß aber nicht, wann er duschen soll und dass die Wäsche auch gewaschen werden muss. Er bekommt seinen Alltag nicht geregelt und braucht ständige Anleitung und Hilfe.

Florian Teil II

Parallel zu Florians Schulzeit suchten wir schon eine Einrichtung für ihn, in die er nach seiner Schulzeit ziehen konnte. Es gab tolle Einrichtungen, aber für einige war er zu fit oder man kannte sich mit FAS nicht aus. Florian ist ja ein Blender. Er kann sich gut unterhalten, lobt sich ständig selbst, wie toll er doch ist und eckt damit sehr oft an. Eine Einrichtung gefiel uns besonders gut. Ein kleines umgebautes Schloss nicht zu weit weg von uns, mit einigen Außenwohngruppen und erfahrenen Personal. Wir sprachen mit Florian dort vor und er konnte nach einem ausführlichen Gespräch dort eine Woche wohnen und auch arbeiten. Mir fiel ein Stein von Herzen, er fühlte sich dort wohl und kam nach seiner Einschätzung dort super zu Recht.

Ich freute mich schon auf das Abschlussgespräch und informierte meine zuständige Sozialarbeiterin vom Jugendamt. Sie äußerte ihre Bedenken, ob das die richtige Wahl für Florian wäre. Mein erster Dämpfer!!! Fr. XY vom Jugendamt gab zu bedenken, dass dort ehemalige Drogenabhängige und auch psychisch sehr kranke junge Erwachsene wohnten und Florian sich mit ihnen anlegen könnte. Florian könnte dort auch mal ein blaues Auge oder eine andere Verletzung davontragen, wenn er wieder seine nicht allzu nette Art an den Tag legen würde. Sie hat alles sehr nett umschrieben, sah unseren Florian aber nicht dort.

Die Woche ohne Fabian war doch sehr entspannend für unsere Familie. Keine ständige Kontrolle und Diskussionen. Endlich konnten Florian, mein Mann und ich zum Abschlussgespräch kommen. Eine Psychologin, die mit Florian einige Gespräche geführt und einen Test von ihm ausgewertet hatte, nahm auch daran teil. Der Einrichtungsleiter, der Wohngruppenleiter und der Werkstattleiter saßen auch mit am runden Tisch. Es war ein ehrliches, nettes und sehr informatives Gespräch in dieser Runde. Fazit: Für Florian war es nicht die 100%ige richtige Einrichtung. Florian wäre sehr nett gewesen, aber er hätte durch seine Art, wie gut er alles kann, einigen Bewohnern nicht gefallen. Der Einrichtungsleiter sah große Probleme für Florian, wenn er dort wohnen und arbeiten würde. Dort ging es untereinander oft etwas rau zu und Florian würde dort anecken. Außerdem verselbstständigen sich dort die meisten Bewohner und mit 28 Jahren müssen sie ausziehen. Damit wäre Florian aber nicht geholfen, er bräuchte längere, vielleicht lebenslange Betreuung. Wir bekamen noch Adressen zum Abschied mit, wo wir doch einmal nachfragen könnten. Wir bedankten uns und wir fuhren traurig nach Hause. Im Nachhinein bin ich dieser Einrichtung sehr dankbar für das ehrliche Gespräch und dass wir dort nicht Fuß gefasst haben.

Die Suche ging weiter und ich habe eine Einrichtung mit Werkstatt, auch in unserer Nähe für Florian gefunden. In dieser Einrichtung lebten körperlich, geistig und psychisch kranke Menschen. Kinder ab 7 Jahren bis hin zu älteren Menschen. Die Einrichtung war in und um eine kleine Gemeinde gebaut worden und das ganze Dorf lebte mit ihren behinderten Menschen. Dort baten wir um ein Gespräch und wir wurden eingeladen. Der Bereichsleiter, ein Betreuer, Florian und ich setzten uns zusammen und ich erzählte von Florian. Dort kannte man FAS und es wurde im Sommer, direkt nach seinem Schulabschluss ein Zimmer frei.

Ich gab alles!! Ich erzählte ehrlich, wie es bei uns war, welche Schwierigkeiten wir öfter miteinander hatten. Erst meinte der Betreuer Florian wäre evtl. zu fit für diese Einrichtung, aber an Hand von Beispielen, wie Florian im Alltag ist, durfte Florian eine Woche dort Probewohnen. In der Schule habe ich Florian für zwei Tage beurlauben lassen und Florian konnte eine Woche vor Ostern dorthin.

Die Rehaberaterin aus G. kam in Florians Schule und Florian und ich wurden zum Gespräch geladen. Vorab musste Florians Klasse einen Test schreiben und der wurde ausgewertet. An dem Gespräch nahmen Florians Betreuungslehrer, eine Rehaberaterin, ein Psychologe, Florian und ich teil. Wir nahmen Platz, jeder stellte sich kurz vor und der Psychologe wollte wissen, wie Florians Tagesablauf denn so wäre. Florian und ich berichteten, wie der Tag bei uns so abläuft. Florian erzählte, dass er täglich unsere Ziegen füttern würde. Auf die Frage vom Psychologen, ob er das denn gerne täte, sagte mein Florian. „Natürlich, denn ich kann das am besten und auf mich hören die Ziegen auch“. Jetzt begann dieser Psychologe, der Florian noch nie gesehen oder gesprochen hatte, mit seiner Rede. Florian wäre doch ein guter Schüler und nicht behindert. Was wir denn über den armen Jungen reden würden. Er sollte sich doch einmal eine andere Aufgabe suchen und nicht die Ziegen füttern. Ich stimmte diesem Herrn zu und ab morgen darf Florian unsere Papageien füttern. Das irritierte den Psychologen doch sehr und das Gespräch war schnell beendet. Dieser Psychologe hatte sich für unser Gespräch auch nicht über FAS informiert, obwohl die Schule zu jedem Schüler etwas berichtet hatte.

Ich setzte mich mit dem Rehaberater aus unserer Kreisstadt in Verbindung und erzählte von der Einrichtung in der Florian Probewohnen durfte. Der Rehaberater war begeistert, denn wenn Florian dorthin gehen würde, wäre er nicht mehr zuständig. Er gab mir direkt die Daten von dem zuständigen Rehaberater aus der anderen Kreisstadt.

Florians Probewohnen rückte näher und ich brachte ihn dorthin. Wir verabredeten uns für Donnerstag vor Ostern, damit ich Florian dann abholen komme.

Die Probewoche war auch für unsere Familie sehr ruhig und entspannend. Wir hatten ein Abschlussgespräch und Florian konnte, wenn er es auch wollte, im Juli dort ein schönes großes Zimmer beziehen. In der stationären Wohngruppe lebten junge Erwachsene mit Behinderungen. Eine Werkstatt gab es dort auch, aber dort würde Florian erst ab September arbeiten. Dazu gab es noch viele Arbeitsplätze im Außenbereich. Das hörte sich doch gut an.

Florian fühlte sich dort wohl und freute sich schon auf seinen neuen Lebensabschnitt.

Ich nahm direkt Kontakt zum neuen Rehaberater auf und schickte ihm alle Unterlagen die er brauchte. Dort bekam ich innerhalb einer Woche einen Termin. Das klappte doch mal richtig gut. Der Rehaberater war sehr nett und sagte, dass er die Berichte alle gelesen habe und am Anfang dachte, Florian sei doch ganz normal. Aber als er den Hilfeplanbericht gelesen hätte, war ihm alles klar gewesen. Ich schaute ihn etwas verdutzt an und er meinte, sein Bruder wäre ein Adoptivkind, genau wie er. Seine Eltern hätten bei seinem Adoptivbruder richtig graue Haare bekommen und es war sehr schwierig gewesen. Der Rehaberater gab sein okay für Florian und die Werkstatt war für 27 Monate genehmigt.

Jetzt musste unsere Sozialarbeiterin Fr.XY ihren Chef überzeugen, damit die Kosten für das stationäre Wohnen übernommen wurden. Auch das ging relativ fix und nun musste unser Florian nur noch seinen Schulabschluss machen und für die nächsten zwei Jahre war erst einmal alles geregelt.

Florian bekam seinen Hauptschulabschluss Ende Juni und am 6. Juli zog er ins betreute Wohnen. Er fand das ganz toll und sah seine Freiheiten, die auf ihn zukamen. Florian bekam zum Auszug einen Flachbildschirm Fernseher und ein Smartphone von uns und damit war seine Welt in Ordnung. Das Zimmer war hell und freundlich eingerichtet und wir halfen noch bei der Einrichtung und Deko. Das war ein großer Schritt für Florian ins selbstständige Leben, aber auch für uns als Familie begann eine Freiheit, die wir sehr genossen. Unser erster Urlaub ohne Florian war total ungewohnt, aber auch sehr schön und erholsam.

Florian besucht uns, wenn er Lust danach hat oder wenn er etwas regeln muss und Hilfe braucht. Ansonsten an jedem Feiertag und Geburtstag. Wir besuchen ihn auch. Der telefonische Kontakt ist natürlich auch vorhanden. Das Leben auf Distanz von Florian hat unsere Beziehung gestärkt und wir freuen uns, wenn wir uns sehen.