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04.04.2013
Nachricht aus Hochschule und Forschung

Übergänge in die Zeit nach dem Heim

Im November 2012 veröffentlichte die Diakonie Rheinland/Westfalen/ Lippe im Rahmen einer Broschüre eine Dokumentation zu 'Übergängen in die Zeit nach dem Heim - ein Langzeitprojekt mit ehemaligen Jugendlichen aus den Erziehungshilfen'.

Im November 2012 veröffentlichte die Diakonie Rheinland / Westfalen/ Lippe im Rahmen einer Broschüre eine Dokumentation zu 'Übergängen in die Zeit nach dem Heim - ein Langzeitprojekt mit ehemaligen Jugendlichen aus den Erziehungshilfen'.

Vorstellung der Broschüre mit Auszügen aus deren Inhalt:

Einleitung

Grundlage dieser Broschüre ist ein Projekt, das sich an eben diesem Punkt verortet. Im Rahmen des Forschungs- und Praxisentwicklungsprojektes „Ablösung und Integration: Übergänge in die Zeit nach dem Heim“ befassten sich MitarbeiterInnen der Fachhochschule Münster, der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e. V. (RWL) und Fachkräfte aus der Praxis der stationären Erziehungshilfe mit Interviewmaterial aus der aktuellsten Erhebungsphase einer Langzeituntersuchung der Fachhochschule Münster über Folgen und subjektive Relevanz von stationärer Heimunterbringung, bei der junge Menschen selbst regelmäßig zu ihrer Lebenssituation und ihren Erfahrungen mit und Sichtweisen auf Heimerziehung befragt werden. Die gemeinsame Betrachtung von Aussagen der jungen Menschen zielte hauptsächlich darauf, folgende Fragen zu beantworten:

  • Welche Kompetenzen und Eigenschaften lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass junge Menschen den biografischen Schritt von der Hilfe zur Erziehung in die Eigenständigkeit erfolgreich bewältigen?
  • Welche strukturellen Konsequenzen sind daraus mit Blick auf die Heimerziehung zu ziehen?

Das Projekt wurde in Kooperation zwischen der Fachhochschule Münster und dem Evangelischen Fachverband für Erzieherische Hilfen RWL durchgeführt und aus Mitteln des MGFFI NRW finanziert. Mit der vorliegenden Broschüre sollen nun die zentralen Erkenntnisse möglichst praxisorientiert an Fachkräfte aus dem Bereich der stationären Erziehungshilfe und weitere Interessierte herangetragen werden.

Das Forschungs- und Praxisentwicklungsprojekt „Übergänge in die Zeit nach dem Heim“:
Im Rahmen der Erstbefragung (T1) wurden in den Jahren 2008/2009 102 junge Menschen in stationären Einrichtungen befragt. Die Ergebnisse, die sich aus der wissenschaftlichen Auswertung dieser Befragungswelle ergaben, wurden am 10. September 2009 unter dem Titel „Atmosphäre – Haltung – Konzept: Was heißt Qualität aus Sicht von Jugendlichen in der Heimerziehung?“ im Rahmen einer Fachtagung der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe in Münster präsentiert und in den Zeitschriften Forum Erziehungshilfe (15. Jg, Heft 5, 2009) und Kontakte (Nr. 14, Mai 2009) in gekürzter Form veröffentlich.
Zwei Jahre später ist ein Teil der UntersuchungsteilnehmerInnen erneut befragt worden(T2). Entsprechend des neuen Lebensabschnittes der jungen Menschen und der Erfahrungen aus T1 sind die Erhebungsinstrumente (quantitativer Fragebogen und Leitfaden für die Interviews) hierzu leicht modifiziert worden. An der Untersuchung T2 haben sich noch 68 junge Menschen beteiligt, das entspricht exakt zwei Dritteln der Teilnehmer.

Gelingensfaktoren für einen erfolgreichen Prozess der Ablösung und Integration in die Zeit nach dem Heim

1. Beziehungsgestaltung junger Menschen mit Heimerziehungserfahrung

  • Freundschaften,
  • Herkunftsfamilie,
  • Betreuende
  • BetreuerInnen, in denen vorwiegend eine Belastungsquelle gesehen wird
  • Die BetreuerInnen als Unterstützende
  • Den BetreuerInnen, die als FreundInnen oder Elternersatz beschrieben werden,

2. Schlüsselkompetenzen junger Menschen mit Heimerziehungserfahrung

  • Sozialkompetenz, Selbstkompetenz

3. Berufliche Integration junger Menschen mit Heimerziehungserfahrung

Konzeptionelle Konsequenzen für die Praxis der Heimerziehung

  • Beziehungsgestaltung
  • Schlüsselkompetenzen: Sozial- und Selbstkompetenz
  • Vertrauen zeigen und die Eigeninitiative der Jugendlichen wo möglich fördern,
  • Experimentierfreundlichkeit mitbringen,
  • und die Partizipation der Jugendlichen im Gruppenalltag zulassen
  • berufliche Integration

Schlusswort und Ausblick

Ganz am Ende des Schlusswortes heißt es: Abschließend ist aber darauf hinzuweisen, dass es nicht nur in den Händen der jungen Menschen, der Betreuenden und der Einrichtungen liegt, ob der Übergang vom Heim in die Zeit danach gelingt. Es hängt in vielen Fällen auch von der sozialpolitischen Frage ab, ob es möglich ist, wichtige konzeptionelle Überlegungen in der Praxis umzusetzen. Eine zentrale Baustelle scheint dabei gerade das Thema der (Anschluss-)Hilfen nach Erlangung der Volljährigkeit zu sein. Zu oft wird etwa berichtet, dass es an finanziellen Mitteln und strukturellen Rahmenbedingungen in Kommunen fehlt, um eine tragfähige Weiterbetreuung der jungen Menschen nach ihrer Heimzeit gewährleisten zu können. Gleiches gilt für die Vermittlung in Anschlusshilfen, die häufig nicht finanziert werden. Möchte man Heimjugendliche nicht als BildungsverliererInnen zurücklassen, ist hier das Handeln der Kommunen gefragt

Den Abschluß bildet eine Literaturübersicht.

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