Das Gutachten der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften vom Januar 2018 belegt, dass die Entwicklung der Gewalt, gerade mit Blick auf die Jugendlichen, in Deutschland im letzten Jahrzehnt stark rückläufig ist.
Das Gutachten wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt von den Autoren Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Prof. Dr. Dirk Baier, Dr. Sören Kliem unter Mitarbeit von Prof. Dr. Thomas Mößle, Laura Beckmann und Eberhard Mecklenburg.
Die Studie hat die Gesamtkriminalität in Deutschland untersucht und sich besonders auf zwei Schwerpunkte konzentriert:
1. Die Gewaltentwicklung von Jugendlichen
2. Flüchtlinge in Niedersachsen als Opfer und Täter von Gewalt
Die nachfolgenden Betrachtung bezieht sich ausschließlich auf Punkt 1 - Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland.
Entwicklung der Jugendgewalt - Gutachten
Das Gutachten umfasst insgesamt 99 Seiten, davon befassen sich 70 Seiten mit der Entwicklung der Jugendgewalt. Am Ende dieses Artikels finden Sie die Inhaltsangabe einschließlich der Anhänge.
Aus der Einleitung des Gutachten
Dass die Entwicklung der Gewalt, gerade mit Blick auf die Jugendlichen, in Deutschland im letzten Jahrzehnt stark rückläufig gewesen ist, wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, obwohl die Kriminologie dies bereits seit einigen Jahren konstatiert. Ein Rückgang der Gewalt steht für viele Menschen in zu starkem Widerspruch zu den eigenen Meinungen und Eindrücken, nicht unbedingt zu den eigenen Erfahrungen. Anliegen dieses Berichts ist es, die in Deutschland zur Entwicklung der (Jugend)Gewalt existierenden Befunde vorzustellen und gleichzeitig die Frage zu beantworten, welche Faktoren die positiven Veränderungen bewirkt haben.
Eine differenzierte Betrachtung der vorhandenen Befunde führt zugleich nicht nur dazu, die positiven Veränderungen zu fokussieren; sie erlaubt auch, Probleme und Herausforderungen zu benennen, die in den kommenden Jahren an Relevanz gewinnen dürften. Ein Ziel dieses Berichts ist es daher, eben solche Probleme und Herausforderungen zu identifizieren, auch wenn diesbezüglich kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann.
Besonders eindrucksvoll im Bericht auch die Hinweise auf Studien und Vergleiche zur elterlichen Erziehung und deren Auswirkung auf die Veränderung der Jugendkriminalität.
Aus der Zusammenfassung des Gutachtens
Neun Faktoren erscheinen nach Betrachtung der empirischen Befunde für den Rückgang der Jugendkriminalität von besonderer Bedeutung:
1. die Zunahme des Anteils an Jugendlichen, die höhere Schulabschlüsse ablegen
2. der Rückgang des Einsatzes elterlicher Gewalt in der Erziehung
3. parallel dazu die Zunahme der elterlichen Zuwendung und damit positiver Erziehungsstile
4. die zunehmenden Gewaltmissbilligung der Gleichaltrigen
5. damit einhergehend der Rückgang des Kontakts zu delinquenten Freunden
6. die rückläufige Bereitschaft der Jugendlichen, die Schule zu schwänzen
7. die Verringerung von Freizeitaktivitäten, die unstrukturiert und von Erwachsenen unkontrolliert verbracht werden
8. die geringere Zustimmung zu delinquenten Normen, sichtbar gemacht anhand des Rückgangs gewaltakzeptierender Einstellungen
9. der Rückgang des Alkoholkonsums.
Auszug aus der Studie: 6. Ausblick
Abschliessend sollen nicht noch einmal die zentralen Befunde der Auswertungen der vorstehenden Abschnitte zusammengefasst werden. Stattdessen werden einige ausgewählte zukünftige Handlungsfelder benannt, die die Bereiche Wissenschaft, Praxis und Politik betreffen.
Mit Blick auf die Wissenschaft ist als eine wichtige zukünftige Aufgabe zu benennen, eine Datengrundlage zu schaffen, die kontinuierlich Auskunft über Entwicklungen und Veränderungen im Kriminalitätsbereich gibt. Zwar liegt die Polizeiliche Kriminalstatistik als eine solche Datengrundlage bereits vor; gerade mit Blick auf Jugendliche, auf Flüchtlinge oder auf spezifische Delikte (u.a. sexuelle Gewalt) erweist sich diese Statistik aber als begrenzt.
Notwendig sind daher wiederholt durchgeführte Dunkelfeldstudien, die sich differenziert diesen Phänomenen widmen und eine wichtige Ergänzung der Kriminalstatistik bilden. Dass nach 2012 derzeit eine weitere deutschlandweit repräsentative Viktimisierungsbefragung in Vorbereitung ist, ist ein wichtiger Schritt. Weitere, auf spezifische Gruppen und Delikte gerichtete Surveys erscheinen aber notwendig.
Mit Blick auf die Präventionsarbeit erlauben die vorgestellten Befunde zwei Folgerungen: Zum einen gilt es, das bisherige Engagement zu würdigen und darauf zu verweisen, dass die positiven Trends auch ein Ergebnis einer Ausweitung von Präventions - wie Interventionsmassnahmen sind. Zum anderen liefern die Befunde ausreichend Hinweise auf Bereiche, in denen weitere Präventionsanstrengungen notwendig sind. Die Präventionsarbeit darf in den bisherigen Bereichen nicht nachlassen und muss sich gleichzeitig neuen Bereichen und Phänomen widmen.
Der Medienbereich ist hier ebenso zu nennen wie der Bereich der sexuellen Gewalt in (aber nicht nur) jugendlichen Paarbeziehungen, des Extremismus oder der Integration von Migrantinnen und Migranten im Allgemeinen und Flüchtlingen im Besondern.
Sowohl die Durchführung von Dunkelfelduntersuchungen als auch die Durchführung angemessener Präventions- und Interventionsmaßnahmen bedarf der Unterstützung durch die Politik. Nur auf Basis der Einsicht der Politik in den Nutzen kriminologischer Forschung wie präventiven Handelns ist eine rationale Auseinandersetzung mit dem Thema Kriminalität möglich. Zu beobachten ist, dass politische Entscheidungen - in Deutschland ebenso wie in anderen Ländern – nicht immer an den Erfahrungen und Empfehlungen von Expertinnen und Experten (der Wissenschaft wie der Praxis) anknüpfen, sondern anderen Logiken folgen. Nicht selten spielt der Verweis darauf, was die Bevölkerung (vermeintlich) verlangt, eine wichtige Rolle. Die Bevölkerung ist über Kriminalitätsphänomene aber ebenso wie über andere gesellschaftliche Phänomene nur unzureichend informiert. Es bedarf daher einer auf systematischer empirischer Forschung fußenden und nicht einer populistischen Kriminalitätspolitik, wenn es darum geht, tatsächlich im Sinne der Kriminalitätsvorbeugung bis hin zur Resozialisierung wirksame Maßnahmen weiter zu fördern bzw. neu zu implementieren.
Die Süddeutsche hat zur Studie Anfang Januar einen interessanten Artikel geschrieben. Darin wird erwähnt, dass laut einer Studie aus Bayern auch die Brutalität bei Straftaten abnimmt - obwohl dies sicherlich so von den meisten von uns nicht erwartet wurde und auch nicht so wahrgenommen wird. Für den so massiv zurückgegangene Kriminalität von Jugendlichen sehen die Forscher als Ursache den Rückgang der Gewalt in Familien und die geringere Arbeitslosigkeit an.
In dem Artikel wird darauf hingewiesen, dass der Rückgang nicht an einer eventuell weniger erfolgreichen Polizeiarbeit liegen würde. Im Gegenteil, die Aufklärungsquote bei Jugenddelikten steigt.
Auf eine folgerichtige, aber dennoch überraschende Auswirkung der Krininalitätsveränderung wird im Artikel ebenfalls hingewiesen: Die Jugendgefängnisse stehen zum Teil leer. Ganze Bereiche mussten geschlossen werden und schon wird überlegt, wie Jugendgefängnisse verkauft oder anderen Zwecken zugeführt werden könnten.
Jugendkriminalität - Zahlen und Fakten
Bundeszentrale für politische Bildung vom 18. November 2016 bpb Jugendkriminalität
Zahlen, Daten, Fakten zu Jugendgewalt
Deutsches Jugendinstitut - Juli 2017 dji-Jugendkriminalität
Inhaltsverzeichnis der Studie
1 Einleitung
2 Entwicklung der Gewalt
2.1 Entwicklung der Gewalt im Polizeilichen Hellfeld
2.2 Jugendgewalt im Dunkelfeld
Exkurs: Entwicklung der innerschulischen Gewalt
2.3 Spezifische Viktimisierungsformen
2.3.1 Sexueller Kindesmissbrauch
2.3.2 Sexuelle Gewalt gegen Frauen
2.3.3 Häusliche Gewalt gegen Frauen
3 Erklärungsansätze der Entwicklung
3.1 Soziale Makrostruktur
3.2 Elterliche Erziehung
Exkurs: Gewalt gegen eigene Eltern
3.3 Soziale Bindungen
3.4 Peers und delinquente Normen
3.5 Formelle soziale Kontrolle
3.6 Zusammenfassung
4 Aktuelle Herausforderungen
4.1 Extremismus und fundamentalistischer Islamismus
4.2 Online-Viktimisierung
4.3 Teen Dating Violence
4.4 Objektive Sicherheitslage vs. subjektive Sicherheit
5 Flüchtlinge in Niedersachsen als Opfer und Täter von Gewalt
5.1 Der seit 2014 zu beobachtende Anstieg der Gewaltkriminalität in Niedersachsen – gibt es einen Zusammenhang mit der seit 2015 starken Zuwanderung?“
5.2 Erklärungsangebote für den Anstieg der Gewaltkriminalität
5.2.1 Bevölkerungszuwachs durch Flüchtlinge
5.2.2 Alters- und Geschlechtszusammensetzung
5.2.3 Die Akzeptanz gewaltlegitimierender Männlichkeitsnormen
5.2.4 Das Anzeigeverhalten von Gewaltopfern
5.2.5 Die verschiedenen Gruppen von Flüchtlingen und ihre jeweiligen Aufenthaltsperspektiven
5.2.6 Die individuellen und sozialen Rahmenbedingungen des Lebens von Flüchtlingen (Ergebnisse eines Workshops mit Expertinnen und Experten der Flüchtlingsbetreuung)
5.2.7 Zwischenfazit
5.3 Die Differenzierung nach den vier Deliktgruppen der Gewaltkriminalität
5.4 Die Reduktion des Tatvorwurfs im Zuge des Strafverfahrens – eine Datenanalyse am Beispiel der tatverdächtigen Flüchtlinge aus nordafrikanischen Ländern
5.5 Zusammenfassung und erste Folgerungen
Obwohl sich die Zahl der Unterbringung in Pflegefamilien in den letzten Jahren stark erhöht hat, werden weiterhin dringend Pflegeeltern gesucht. Es zeigt sich in der Praxis, das Pflegeeltern selbst und ihre Zusammenschlüsse wichtige Werber sind. Die Möglichkeit, dass Kinder in Familien aufwachsen können, ist ihnen ein Herzensanliegen - aber die Rahmenbedingungen der Pflegekinderhilfe müssen schon verantwortbar sein!
Möglichkeiten und Umfang der Aufgaben des Vormundes besonders für ein Kind mit Behinderungen. Hervorragende Praxis-Tipps und Anregungen (Vorlagen) für Schreiben an das Gericht, Anregungen für Vormundschaftliche Berichte, Umgang mit Behörden und Gesundheitseinrichtungen, Briefwechsel im Rahmen der Opferentschädigung, Detailinformationen zu Vermögensverwaltung und Besuchkontakten.
Pflegeeltern sind Personen, die sich auf einen seltsamen Weg gemacht haben: Sie bieten sich als Familie für ein Kind an – werden dadurch eine Maßnahme der Hilfe zur Erziehung der Jugendhilfe – bekommen für ihre Tätigkeit ein Pflegegeld – bleiben aber Familie und weisungsungebunden durch das Jugendamt – haben nur begrenzte Rechte – haben viele Pflichten und sitzen nicht selten zwischen den Stühlen.
Die Verfassungsbeschwerde betrifft den Ausschluss des Umgangs der Eltern mit ihrem in einer Pflegefamilie untergebrachten Sohn. Die Eltern haben einen Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe und Beiordnung eines Rechtsanwalts gestellt.
Die Adoption des Pflegekindes verändert völlig den rechtlichen Status des Kindes. Volljährige Pflegekinder können ebenfalls wie Minderjährige durch ihre Pflegeeltern adoptiert werden.
Wie in allen Bereichen unserer Gesellschaft wird es auch in der Pflegekinderhilfe zunehmend schwieriger, Personen für den ehrenamtlichen Bereich in der Betroffenenhilfe zu finden. Pflegeeltern scheuen sich, in Organisationen tätig zu werden - auf örtlicher oder überörtlicher Ebene. Aber wie soll es zu guten Rahmenbedingungen in der Pflegekinderhilfe kommen, wenn die Betroffenen selbst - die Pflegeeltern - sich nicht äußern, sich nicht selbst helfen, nicht den Mund aufmachen, wenig Haltung zeigen, mutlos sind? Der Austausch in den sozialen Medien mag dem Einzelnen helfen - aber verändern, verbessern, das Pflegekinderwesen örtlich und politisch beeinflussen: das geht nur über öffentliches Tun.
Durch die Aufnahme eines Pflegekindes in die Kernfamilie muss sich die Familie verändern. Das Pflegekind bringt Neues mit, dieses kann auch mit erheblichen Risiken gegenüber den leiblichen Kindern verbunden sein. Die Auswirkungen der Erfahrungen von Gewalt, Vernachlässigung oder Missbrauch des Pflegekindes veranlasst das Kind zu entsprechendem Verhalten in der Pflegefamilie. Mangelndes Vertrauen, mangelndes Wertgefühl, große Ängste aber auch Strategien des Überlebens zeigen sich nun in der Pflegefamilie. Das leibliche Kind wird hiermit konfrontiert.
von:
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Entwicklung der (Jugend)Gewalt in Deutschland
Themen:
Das Gutachten wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt von den Autoren Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Prof. Dr. Dirk Baier, Dr. Sören Kliem unter Mitarbeit von Prof. Dr. Thomas Mößle, Laura Beckmann und Eberhard Mecklenburg.
Die Studie hat die Gesamtkriminalität in Deutschland untersucht und sich besonders auf zwei Schwerpunkte konzentriert:
1. Die Gewaltentwicklung von Jugendlichen
2. Flüchtlinge in Niedersachsen als Opfer und Täter von Gewalt
Die nachfolgenden Betrachtung bezieht sich ausschließlich auf Punkt 1 - Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland.
Entwicklung der Jugendgewalt - Gutachten
Das Gutachten umfasst insgesamt 99 Seiten, davon befassen sich 70 Seiten mit der Entwicklung der Jugendgewalt. Am Ende dieses Artikels finden Sie die Inhaltsangabe einschließlich der Anhänge.
Aus der Einleitung des Gutachten
Besonders eindrucksvoll im Bericht auch die Hinweise auf Studien und Vergleiche zur elterlichen Erziehung und deren Auswirkung auf die Veränderung der Jugendkriminalität.
Aus der Zusammenfassung des Gutachtens
Auszug aus der Studie: 6. Ausblick
Abschliessend sollen nicht noch einmal die zentralen Befunde der Auswertungen der vorstehenden Abschnitte zusammengefasst werden. Stattdessen werden einige ausgewählte zukünftige Handlungsfelder benannt, die die Bereiche Wissenschaft, Praxis und Politik betreffen.
Mit Blick auf die Wissenschaft ist als eine wichtige zukünftige Aufgabe zu benennen, eine Datengrundlage zu schaffen, die kontinuierlich Auskunft über Entwicklungen und Veränderungen im Kriminalitätsbereich gibt. Zwar liegt die Polizeiliche Kriminalstatistik als eine solche Datengrundlage bereits vor; gerade mit Blick auf Jugendliche, auf Flüchtlinge oder auf spezifische Delikte (u.a. sexuelle Gewalt) erweist sich diese Statistik aber als begrenzt.
Notwendig sind daher wiederholt durchgeführte Dunkelfeldstudien, die sich differenziert diesen Phänomenen widmen und eine wichtige Ergänzung der Kriminalstatistik bilden. Dass nach 2012 derzeit eine weitere deutschlandweit repräsentative Viktimisierungsbefragung in Vorbereitung ist, ist ein wichtiger Schritt. Weitere, auf spezifische Gruppen und Delikte gerichtete Surveys erscheinen aber notwendig.
Mit Blick auf die Präventionsarbeit erlauben die vorgestellten Befunde zwei Folgerungen: Zum einen gilt es, das bisherige Engagement zu würdigen und darauf zu verweisen, dass die positiven Trends auch ein Ergebnis einer Ausweitung von Präventions - wie Interventionsmassnahmen sind. Zum anderen liefern die Befunde ausreichend Hinweise auf Bereiche, in denen weitere Präventionsanstrengungen notwendig sind. Die Präventionsarbeit darf in den bisherigen Bereichen nicht nachlassen und muss sich gleichzeitig neuen Bereichen und Phänomen widmen.
Der Medienbereich ist hier ebenso zu nennen wie der Bereich der sexuellen Gewalt in (aber nicht nur) jugendlichen Paarbeziehungen, des Extremismus oder der Integration von Migrantinnen und Migranten im Allgemeinen und Flüchtlingen im Besondern.
Sowohl die Durchführung von Dunkelfelduntersuchungen als auch die Durchführung angemessener Präventions- und Interventionsmaßnahmen bedarf der Unterstützung durch die Politik. Nur auf Basis der Einsicht der Politik in den Nutzen kriminologischer Forschung wie präventiven Handelns ist eine rationale Auseinandersetzung mit dem Thema Kriminalität möglich. Zu beobachten ist, dass politische Entscheidungen - in Deutschland ebenso wie in anderen Ländern – nicht immer an den Erfahrungen und Empfehlungen von Expertinnen und Experten (der Wissenschaft wie der Praxis) anknüpfen, sondern anderen Logiken folgen. Nicht selten spielt der Verweis darauf, was die Bevölkerung (vermeintlich) verlangt, eine wichtige Rolle. Die Bevölkerung ist über Kriminalitätsphänomene aber ebenso wie über andere gesellschaftliche Phänomene nur unzureichend informiert. Es bedarf daher einer auf systematischer empirischer Forschung fußenden und nicht einer populistischen Kriminalitätspolitik, wenn es darum geht, tatsächlich im Sinne der Kriminalitätsvorbeugung bis hin zur Resozialisierung wirksame Maßnahmen weiter zu fördern bzw. neu zu implementieren.
Studie:Zur Entwicklung von Gewalt in Deutschland
Artikel der Süddeutschen Zeitung zur Studie
Die Süddeutsche hat zur Studie Anfang Januar einen interessanten Artikel geschrieben. Darin wird erwähnt, dass laut einer Studie aus Bayern auch die Brutalität bei Straftaten abnimmt - obwohl dies sicherlich so von den meisten von uns nicht erwartet wurde und auch nicht so wahrgenommen wird. Für den so massiv zurückgegangene Kriminalität von Jugendlichen sehen die Forscher als Ursache den Rückgang der Gewalt in Familien und die geringere Arbeitslosigkeit an.
In dem Artikel wird darauf hingewiesen, dass der Rückgang nicht an einer eventuell weniger erfolgreichen Polizeiarbeit liegen würde. Im Gegenteil, die Aufklärungsquote bei Jugenddelikten steigt.
Auf eine folgerichtige, aber dennoch überraschende Auswirkung der Krininalitätsveränderung wird im Artikel ebenfalls hingewiesen: Die Jugendgefängnisse stehen zum Teil leer. Ganze Bereiche mussten geschlossen werden und schon wird überlegt, wie Jugendgefängnisse verkauft oder anderen Zwecken zugeführt werden könnten.
Artikel der Süddeutschen zur Studie
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dji-Jugendkriminalität
Inhaltsverzeichnis der Studie
1 Einleitung
2 Entwicklung der Gewalt
2.1 Entwicklung der Gewalt im Polizeilichen Hellfeld
2.2 Jugendgewalt im Dunkelfeld
Exkurs: Entwicklung der innerschulischen Gewalt
2.3 Spezifische Viktimisierungsformen
2.3.1 Sexueller Kindesmissbrauch
2.3.2 Sexuelle Gewalt gegen Frauen
2.3.3 Häusliche Gewalt gegen Frauen
3 Erklärungsansätze der Entwicklung
3.1 Soziale Makrostruktur
3.2 Elterliche Erziehung
Exkurs: Gewalt gegen eigene Eltern
3.3 Soziale Bindungen
3.4 Peers und delinquente Normen
3.5 Formelle soziale Kontrolle
3.6 Zusammenfassung
4 Aktuelle Herausforderungen
4.1 Extremismus und fundamentalistischer Islamismus
4.2 Online-Viktimisierung
4.3 Teen Dating Violence
4.4 Objektive Sicherheitslage vs. subjektive Sicherheit
5 Flüchtlinge in Niedersachsen als Opfer und Täter von Gewalt
5.1 Der seit 2014 zu beobachtende Anstieg der Gewaltkriminalität in Niedersachsen – gibt es einen Zusammenhang mit der seit 2015 starken Zuwanderung?“
5.2 Erklärungsangebote für den Anstieg der Gewaltkriminalität
5.2.1 Bevölkerungszuwachs durch Flüchtlinge
5.2.2 Alters- und Geschlechtszusammensetzung
5.2.3 Die Akzeptanz gewaltlegitimierender Männlichkeitsnormen
5.2.4 Das Anzeigeverhalten von Gewaltopfern
5.2.5 Die verschiedenen Gruppen von Flüchtlingen und ihre jeweiligen Aufenthaltsperspektiven
5.2.6 Die individuellen und sozialen Rahmenbedingungen des Lebens von Flüchtlingen (Ergebnisse eines Workshops mit Expertinnen und Experten der Flüchtlingsbetreuung)
5.2.7 Zwischenfazit
5.3 Die Differenzierung nach den vier Deliktgruppen der Gewaltkriminalität
5.4 Die Reduktion des Tatvorwurfs im Zuge des Strafverfahrens – eine Datenanalyse am Beispiel der tatverdächtigen Flüchtlinge aus nordafrikanischen Ländern
5.5 Zusammenfassung und erste Folgerungen
6 Ausblick
Literatur
Anhang