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26.08.2020
Hinweis

Die Initiative Brückensteine

Die schweizer DROSOS-Stiftung fördert die Initiative Brückensteine in Deutschland. Brückensteine arbeitet mit vielen Partnern zusammen und unterstützt spezielle Projekte für Careleaver. Sie setzt sich für verbesserte Übergänge junger Menschen mit Jugendhilfeerfahrung ins selbstständige Leben ein, denn eigenständig werden wollen heißt nicht, allein gelassen zu werden. 2018 lebten 235.000 Kinder und Jugendliche in Heimen oder Pflegefamilien. Die Mehrheit muss mit 18 Jahren ausziehen und ist ohne familiäre Unterstützung komplett auf sich alleine gestellt. Im Gegensatz dazu verlassen junge Menschen in Deutschland im Durchschnitt erst mit 23,7 Jahren ihr Elternhaus. 

Die Initiave Brückensteine ist im April 2019 gestartet.

In der Förderung der  DROSOS-Sti8ftung zu dem Projekt Brückensteine heißt es:

Junge Menschen, die in Heimen oder Pflegefamilien aufwachsen, stehen am Übergang in die Selbstständigkeit (i.d.R. zwischen 18 und 21 Jahren) vor immer größeren Herausforderungen. Den sogenannten Careleavern fehlt es an adäquater Unterstützung, z.B. in den Themenfeldern Wohnen, Finanzen, Bildung, Arbeit und Sozialleben. Über den Zusammenschluss mehrerer Förderprojekte erprobt und implementiert die Förderinitiative unterschiedliche Ansätze und Hilfsangebote. Die Careleaver selber stehen dabei im Vordergrund und werden in die Entwicklung aktiv eingebunden. Die Förderinitiative sichert eine kollektive Wirkung aller Projektaktivitäten ab, fördert über gemeinsame Aktivitäten (Netzwerke, Social Media, Konferenzen etc.) den Austausch der Partner und setzt Impulse in das derzeitig vorherrschende Versorgungssystem der Jugendhilfe.

Aus dem Interview zur Gründung der Initiative mit dem Programmverantwortlichen Thomas Villmov der DROSOS-Stiftung:

In geförderten Projekten sind uns immer wieder junge Leute begegnet, bei denen das häusliche Umfeld problematisch war. Mir ist klar geworden, dass es eine große Schieflage zwischen denjenigen gibt, die familiäre Unterstützung haben und denjenigen, denen sie fehlt. Persönliche Erfolge von Teilnehmenden in Projekten brachen abrupt ab, als Krisen und überfordernde Dinge im häuslichen Umfeld hinzukamen. Für Careleaver war dies oft der bevorstehende Auszug aus der stationären Unterbringung oder damit verbundene Themen. Das hat mich dazu bewegt, mit Fachkräften und Universitäten zu reden, um ein tieferes Verständnis über die Situation von Careleavern in Deutschland zu gewinnen. Nach dieser Analyse stand für mich fest: wir müssen was tun!

Während einer intensiven Recherchephase, die ich mit Alina Kierek, die damals Werkstudentin bei der DROSOS STIFTUNG war, durchführte, haben wir zahlreiche Gespräche mit Fachkräften, Careleavern und Einrichtungen geführt. Wir sind durch Deutschland gereist und haben uns vor Ort über die Lage erkundigt. Wir haben annähernd 30 nationale und internationale Studien gelesen und ausgewertet und potentielle Partner gesucht. Mit dem Kinder- und Jugendhilferechtsverein aus Dresden konnten wir dann ein erstes Pilotprojekt starten, das die Grundlage für den Aufbau dieses Förderprogramms bildete.

 

Die Initiative hat sich zur Aufgabe gestellt:
  • Beteiligung und Selbstorganisation von Careleavern stärken
  • konkrete Unter­stützungs­angebote für Careleaver schaffen
  • Fachkräfte qualifizieren
  • die Öffentlichkeit sensibilisieren
  • ein unterstützendes zivil­gesell­schaftliches Umfeld schaffen
  • die strukturellen Rahmen­bedingungen verbessern
Im ersten Jahr ihres Bestehens hat die Initiative bisher erreicht:
  • Über 360 Careleaver wurden über die Projekte und Angebote der Initiative erreicht.
  • 28 Careleaver arbeiten in unseren Projekten mit.
  • 537 Personen wurden beraten und insgesamt 903 Beratungen durchgeführt.
  • Bei mind. 34 Careleavern haben die Angebote konkret zu einer nachhaltig positiv veränderten Lebenssituation beigetragen.
  • 6 mal konnten wir positiv Einfluss auf strukturelle Rahmenbedingungen nehmen.(Stand Mai 2020)
Angestrebte Ziele in 10 Jahren:
  • 50 % aller stationären Jugendhilfeträger Kenntnis über die Arbeit und Angebote von Brückensteine Careleaver haben.
  • 20 % aller Careleaver von mindestens einem Angebot profitiert haben.
  • anerkannte Fach- und Selbst­vertretungs­organisationen nachhaltig die Interessen von Careleavern positionieren, zu einem inter­nationalen Austausch beitragen und die Gestaltung von rechtlichen Rahmen­bedingungen beeinflussen
Besonders wichtige und deutlich angesprochene Themen sind
  • Die Kostenerstattung der jungen Menschen, wenn sie als Volljährige weiterhin Jugendhilfe bekommen
  • Die Frage möglicher Rückkehr in die Jugendhilfe, wenn junge Menschen diese bereits nach dem Verlassen von Pflegefamilie oder Heim beendet hatten

Ich lege allen Interessierten, die sich schon jetzt (oder bald) mit der Frage der Volljährigkeit junger Menschen in der Jugendhilfe beschäftigen - und natürlich auch diesen jungen Menschen selbst - die Webseiten der Stiftung und besonders der Initiative Brückenschlag sehr ans Herz. Die Seiten sind hoch informativ, überzeugend, geprägt von einer klaren Haltung und Mut machend.