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Basiswissen

Individuelle Gründe für die Adoptionsbewerbung

Hinter der Überlegung, ein Kind zu adoptieren, steht häufig ein unerfüllter Kinderwunsch.

Hinter der Überlegung, ein Kind zu adoptieren, steht häufig ein unerfüllter Kinderwunsch. Betroffene beschreiben dies oft als "langandauernde Lebenskrise" und als "tiefen Einschnitt" in ihr Leben. Die seelischen Auswirkungen berühren sowohl gesellschaftliche, partnerschaftliche als auch individuelle Lebensbereiche.

Für diese seelische Verfassung wurde von Eck-Menning ein Phasenmodell entwickelt, das den individuellen Verlauf bei einem unerfüllten Kinderwunsch beschreibt.

Phasenmodell von Eck-Menning:

  • Schock daß sich der Nachwuchs nicht wie geplant einstellt
  • Verleugnung denn bestimmt stellt der nächste Arzt eine günstigere Diagnose
  • Wut auf diejenigen, die verletzende Anspielungen machen oder nicht helfen können
  • Schuldgefühl wegen vermeintlicher Versäumnisse in der Vergangenheit
  • Isolation aus Angst vor Ausgrenzung
  • Trauer die schwerfällt, da neue Behandlungsmethoden immer wieder Erfolge versprechen

Wird das Kind um seiner selbst willen adoptiert? | Eine zentrale Frage bei der Vermittlung eines Adoptivkindes ist daher die Überlegung, wann ein Kind nicht mehr um seines selbst willen adoptiert wird, sondern eine Ersatzfunktion erfüllt.

Eine weitere zentrale Frage bei der Adoptionsvermittlung ist daher ebenso, ob ein Paar in der Lage ist, ein Adoptivkind als eigenständiges Individium anzuerkennen. Das beinhaltet häufig, daß man mit dem eigenen biologischen Kinderwunsch abgeschlossen haben sollte.

Die Praxis zeigt, daß die Antragsteller/innen häufig zweigleisig fahren: sie bewerben sich einerseits bei der Adoptionsvermittlungsstelle und sind andererseits weiterhin in medizinischer Behandlung.

In vielen Städten gibt es Gesprächsgruppen für Adoptionsbewerber/innen | Es scheint deshalb sinnvoll, diesem wichtigen Aspekt mehr Platz in den Gesprächen mit kinderlosen Adoptionsbewerber/innen einzuräumen. Als zusätzliche Anlaufstelle für betroffene Paare wurden daher in einigen Städten Gesprächsgruppen für Adoptionsbewerber/innen eingerichtet, die sich einmal monatlich unter fachlicher psychologischer Begleitung treffen. Solchen Selbsthilfegruppen kommt eine wichtige Bedeutung zu, denn sie sensibilisiert Betroffene für ihre Schwierigkeiten und für eine nichtmedizinische Auseinandersetzung damit.

In der medizinischen Betreuung und Behandlung ist es ein Erfolg, wenn es zur Schwangerschaft und möglichst Geburt eines gesunden Kindes kommt. In der psychologischen Betreuung bei der unfreiwillligen Kinderlosigkeit geht es darum, individuelle Lebensperspektiven zu entwickeln.

Natürlich gibt es auch Bewerber/innen, die bereits eigene Kinder haben und sich ein weiteres Kind zu ihrer Familie hinzuwünschen, dies aber ein aufgenommenes Kind sein soll, für das dringend eine Familie gesucht wird. Nicht zu vergessen sind die Bewerber/innen, die zwar biologisch Kinder bekommen könnten, sich jedoch entschieden haben, kein Kind zu zeugen, sondern einem oder mehreren verlassenen Kindern eine Familie zu geben.

Es sind vielerlei Gründe und Motivationen für eine Adoptionsbewerbung denkbar, die im Laufe der Bewerbung durch die Vermittlungsstelle eingehend geprüft werden. Nicht selten stellt die Bewerbungsphase eine starke Belastung für die angehenden Adoptiveltern dar und wird manches Mal als Eingriff in die Privatsphäre empfunden. Dabei sollte bedacht werden, dass die Annahme eines Kindes eine weitreichende, nicht mehr rückgängig zu machende Entscheidung fürs Leben ist und daher gründlich durchdacht sein sollte. Für die Vermittlungsstellen besteht die Schwierigkeit, dass sich die "Fähigkeit, gute Eltern zu sein", objektiv nicht messen lässt.

Letzte Aktualisierung am: 
08.05.2008