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11.10.2019
Nachricht

Berliner Pflegeeltern beklagen fehlende Unterstützung

rbb24 - panorama - berichtet ausführlich über die Pflegekinderhilfe in Berlin und schreibt dazu: "Mit einer Werbekampagne sucht der Senat derzeit neue Pflegefamilien, der Mangel in Berlin ist groß. Doch viele Pflegeeltern fühlen sich allein gelassen. Das System, das sie eigentlich unterstützen soll, ist an vielen Stellen überlastet." Neben einem Bericht über die Arbeitssituation in der Hauptstadt gibt es auch zwei durchaus kritische Interviews von Pflegeeltern, die die Situation in der Praxis beschreiben.
Pflegekinderhilfe in Berlin

In Berlin gibt es zur Zeit 2.400 Kinder in Pflegefamilien. Jährlich fehlen rund 500 neue Pflegefamilien, denn jedes Jahr werden etwa 2.000 Kinder in Obhut genommen. 

Unter dem Motto "Pflegekinder bringen Lebendigkeit in die Familie" sucht Berlin seit einigen Wochen mit einer neuen Kampagne dringend Menschen, die ein Pflegekind bei sich aufnehmen möchten. rbb hatte auf diese neue Werbekampagne des Senats aufmerksam gemacht und berichtet jetzt dazu: 

Als rbb|24 vor einigen Monaten über den steigenden Bedarf an Pflegefamilien berichtete, meldeten sich zahlreiche Pflegemütter und Pflegeväter, die ihrem Ärger Luft machen wollten: Viele Pflegefamilien beklagen eine mangelnde Unterstützung. Die Jugendämter seien überlastet und überfordert, man werde mit Problemen allein gelassen. Der Vorwurf zielt dabei meist nicht auf die Behörden selbst, sondern auf eine Politik, die zugelassen hat, dass Jugendämter derart überlastet sind. Auf Fälle, bei denen ein Sozialarbeiter mehr als 100 Fälle betreut.

In dem Bericht wird ausführlich auf die desaströse Personalsituation der Jugendämter in Berlin hingewiesen. Außerdem wird darauf aufmerksam gemacht, dass ein notwendiges Spezialwissen über Pflegekinder kaum verbreitet ist. Obwohl es also immer mehr Hilfe für die Pflegeeltern geben müsse, seien die Beratungsstunden der Freien Träger in der Pflegekinderhilfe jedoch reduziert worden.  

Zwei Interviews mit Pflegeeltern zeigen die Praxis der Pflegekinderhilfe in Berlin:
  1. Interview einer Kurzzeit-Pflegemutter: "Der Abschied ist immer ein bißchen wie Sterben" in dem die Pflegemutter sagt: " Man kriegt keine Unterstützung, die Jugendämter sind überlastet und viele Gerichte überfordert. Ich ärgere mich, wenn ich in der U-Bahn die Werbung sehe, mit der neue Pflegeeltern gesucht werden und so getan wird, als ob alles ganz einfach sei. Das ist haarsträubend."
  2. Interview mit einem Pflegevater: "Wir als Pflegeeltern sind immer die Bittsteller" in dem der Pflegevater fragt: "Welchen Sinn hat eine weitere Kampagne, die bei möglichen Pflegeeltern völlig falsche Erwartungen erzeugt, die die Jugendämter gar nicht erfüllen können?"