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Hürden für eine bessere Teilhabe für Kinder mit Handicaps beseitigen!
Themen:
Aufforderung der DGSPJ an die zukünftige Bundesregierung
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona Pandemie haben einmal mehr die schädlichen Auswirkungen des Fehlens einer Gesamtstrategie für ein gesundes Aufwachsen aller Kinder und Jugendlichen aufgezeigt.
Für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder Einschränkung der Teilhabe trifft dies nach den Erfahrungen der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) in ganz besonderer Weise zu. Denn gerade sie brauchen eine ganzheitliche Versorgung, in die Aspekte der Gesundheitsförderung, Prävention, Krankenbehandlung ebenso eingebettet sind wie eine gute psychosoziale Unterstützung und die Teilhabe an der Berufsbildung.
Daher begrüßen wir ausdrücklich die klare Haltung, auf die sich SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP bereits im Sondierungspapier verständigt haben: „Wir konzentrieren uns auf die Kinder, die am meisten Unterstützung brauchen“. Und weiter heißt es: „Gleichzeitig wollen wir (…) Teilhabe stärken. Bund, Länder und Kommunen sollen gemeinsam darauf hinwirken, dass jedes Kind die gleiche Chance auf Entwicklung und Verwirklichung hat“.
Einer solchen Teilhabe für alle Kinder standen bislang das starre Denken in Sektoren, Ressorts, Sozialversicherungssystemen und ständig wechselnden Zuständigkeiten entgegen. Insbesondere das zähe Ringen um unklare und strittige Finanzierungen von Leistungen ist für viele - krankheitsbedingt ohnehin bereits stark belastete Familien - zermürbend.
Und zwar
- im Hinblick auf die Ungleichbehandlung von Kindern und Jugendlichen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen gegenüber solchen mit seelischen Erkrankungen (§43a SGB V),
- bei dem Einsatz von Gesundheitsfachkräften in Bildungseinrichtungen,
- bei dem Einsatz von pädagogischen und psychologischen Fachkräften im Gesundheitswesen,
- bei den präventiven Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern, wenn die Kinder (noch) keine psychiatrische Diagnose haben.
Diese Liste ließe sich weiter fortsetzen. Die DGSPJ bittet daher Sie als Mitglied der Koalitionsverhandlungen in der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“, sich für die Aufnahme der folgenden zwei Sätze in die Koalitionsvereinbarungen einzusetzen:
Für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserem Land müssen alle Sektoren gemeinsam sorgen - insbesondere zählen dazu Gesundheit, Soziales und Bildung, aber auch Umwelt, Verkehr und Städtebau. Wir möchten den Zusammenschluss aller Akteure zu einer Verantwortungsgemeinschaft fördern und trennende Schnittstellen in der Finanzierung und Organisation der Leistungen für Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicaps überwinden, um damit mehr Teilhabe zu ermöglichen.
Für eine Rückmeldung an geschaeftsstelle@dgspj.de wären wir Ihnen sehr dankbar. Für ihre Bemühungen und ihren Einsatz gerade für solche Kinder, deren vollständige Teilhabe am Gesellschaftsleben noch nicht erreicht werden konnte, bedanken wir uns schon jetzt ganz herzlich.
Für Rückfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Prof. Dr. Ute Thyen
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V.