Der Fall Chantal in Hamburg. Ein Plädoyer für Qualität und eine Warnung vor den falschen Konsequenzen.
Am 16. Januar 2012 starb das Mädchen Chantal in seiner Pflegefamilie an den Folgen einer Überdosis Methadon. Nach Bekanntwerden des Vorfalles reagierte der Hamburger Senat schnell und umfänglich. Es erfolgte eine Aktenanalyse in allen 1.300 Fällen, in denen Hamburger Kinder in Pflegefamilien untergebracht sind. Alle Pflegeelternakten wurden in den Jugendämtern auf Anweisung des Senates überprüft, die Freien Träger mussten die von ihnen gesammelten und verwalteten Daten an die Jugendämter innerhalb kurzer Frist herausgeben (Zur Rechtmäßigkeit der Vorlage von Pflegeelternakten durch Freie Träger der Jugendhilfe hat Prof. Reinhard Wiesner ein Gutachten erstellt, das Sie hier nachlesen können.) Parallel dazu wurden „vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern in Pflegefamilien“ erlassen. Diese beinhalten Drogenscreenings, erweiterte Führungszeugnisse und Gesundheitszeugnisse durch die Gesundheitsämter für alle Haushaltsangehörigen ab 14 Jahren.
Angeheizt durch eine Medienberichterstattung, die die Unkontrollierbarkeit und Profitorientierung von Freien Trägern an den Pranger stellte, hatte die Politik schnell den Schuldigen ausgemacht und die Lösung ist auch schon parat: In Zukunft soll das Pflegekinderwesen „rekommunalisiert“, also ausschließlich durch kommunale PKDs durchgeführt und dadurch die Missstände strukturell, finanziell und inhaltlich eliminiert werden.
Der Tod des Mädchens Chantal ist tragisch und bedarf der lückenlosen und vorurteilsfreien Aufklärung. In den kommenden Wochen muss es erlaubt sein, Fragen zu stellen und Antworten zuzulassen. Ein Sonderausschuss ist beauftragt, Schlüsse aus der Akte Chantal zu ziehen. Bis die Ergebnisse feststehen soll davor gewarnt werden, vorschnell auf die angebotenen Konfliktlinien:
Kommunale Träger versus freie Träger;
Kontrolle versus Vertrauen;
Zentralismus versus Pluralismus
aufzuspringen und so die Debatte ideologisch zu verschärfen und künstliche Gräben zu
schaffen.
Das Kompetenzzentrum Pflegekinder hat es sich zur Aufgabe gemacht, Dienstleistungen für Pflegekinderdienste zu erbringen. Es geht ihm darum, Standards zu entwickeln und Qualität zu sichern. Die Engführung auf politisch wirksame Schlagwörter schadet der Pflegekinderhilfe nachhaltig. Wir werden langfristig Pflegefamilien verlieren und Kindern schaden.
Abschlussbericht eines Projektes zur Analyse von Chancen und Grenzen der Vormundschaft durch Pflegeeltern. Das Bundesforum Vormundschaft hat im Auftrag des Kompetenzzentrums Pflegekinder untersucht, wie die Praxis in den Jugendämtern Vormundschaften durch Pflegeeltern einordnet. Die zentrale, forschungsleitende Frage dieser Untersuchung lautet: Welche Chancen und Grenzen von Pflegeeltern-Vormundschaft werden von der Praxis der Amtsvormundschaften und des Pflegekinderdienstes wahrgenommen? Zur Beantwortung der Frage gab es Interviews mit ExpertInnen und eine Fachkräfte-Onlinebefragung von Jugendämtern aus Baden-Württemberg und Brandenburg.
Die Perspektive gGmbH und das Kompetenzzentrum Pflegekinder e.V. haben mit Unterstützung weiterer Träger ein Projekt durchgeführt, welches Praxiskonzepte in der Zusammenarbeit mit Eltern von Pflegekindern aufbauen, etablieren und weiterentwickeln wollte. Der Abschlussbericht des Projektes steht nun zur Verfügung.
Für Pflegekinder gibt es noch ganz andere Gründe sich mit ihrer Lebensgeschichte auseinanderzusetzen. So unterschiedlich ihre persönlichen Situationen auch sein mögen, Pflegekinder haben dennoch eine Vielzahl von gemeinsamen Themen.
Das Kompetenz-Zentrum Pflegekinder e.V. hat eine Dokumentation des Fachtages vom 19. Juni 2017 in Berlin veröffentlicht - mit den Vorträgen, Ergebnissen der Workshops und Fotos.
In dem vom BMFSFJ geförderten Projekt "Ehrenamtliche Einzelvormundschaft und Pflegekinderhilfe - Chancen, Grenzen, Gestaltungsmöglichkeiten" beschäftigt sich das Kompetenzzentrum Pflegekinder e. V. u.a. mit den unterschiedlichen Aspekten und Ebenen, auf denen Haltung und Bewusstsein über Migrationsfragen zum Tragen kommen. Die Frage nach Migrationssensibilität muss auch für eine qualifizierte Arbeit in der Pflegekinderhilfe verstärkt in den Fokus genommen werden.
Wie können Pflegefamilien in Berlin besser unterstützt werden, die Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen und in Notsituationen einen guten Ort des Aufwachsens bieten? In seinem Positionspapier fordert der Paritätische Berlin die Landespolitik dringend auf, die Situation der Pflegekinderhilfe in Berlin umgehend zu verbessern. Er weist ausdrücklich daraufhin, dass die Leistungen für die Pflegeeltern seit 12 Jahren nicht erhöht worden sind und verlangt schnellste Anpassung an die aktuellen Entwicklungen.
von:
Stellungnahme des Kompetenzzentrum-Pflegekinder e.V. zum Fall Chantal
Themen:
Der Fall Chantal in Hamburg. Ein Plädoyer für Qualität und eine Warnung vor den falschen Konsequenzen.
Am 16. Januar 2012 starb das Mädchen Chantal in seiner Pflegefamilie an den Folgen einer Überdosis Methadon. Nach Bekanntwerden des Vorfalles reagierte der Hamburger Senat schnell und umfänglich. Es erfolgte eine Aktenanalyse in allen 1.300 Fällen, in denen Hamburger Kinder in Pflegefamilien untergebracht sind. Alle Pflegeelternakten wurden in den Jugendämtern auf Anweisung des Senates überprüft, die Freien Träger mussten die von ihnen gesammelten und verwalteten Daten an die Jugendämter innerhalb kurzer Frist herausgeben (Zur Rechtmäßigkeit der Vorlage von Pflegeelternakten durch Freie Träger der Jugendhilfe hat Prof. Reinhard Wiesner ein Gutachten erstellt, das Sie hier nachlesen können.) Parallel dazu wurden „vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern in Pflegefamilien“ erlassen. Diese beinhalten Drogenscreenings, erweiterte Führungszeugnisse und Gesundheitszeugnisse durch die Gesundheitsämter für alle Haushaltsangehörigen ab 14 Jahren.
Angeheizt durch eine Medienberichterstattung, die die Unkontrollierbarkeit und Profitorientierung von Freien Trägern an den Pranger stellte, hatte die Politik schnell den Schuldigen ausgemacht und die Lösung ist auch schon parat: In Zukunft soll das Pflegekinderwesen „rekommunalisiert“, also ausschließlich durch kommunale PKDs durchgeführt und dadurch die Missstände strukturell, finanziell und inhaltlich eliminiert werden.
Der Tod des Mädchens Chantal ist tragisch und bedarf der lückenlosen und vorurteilsfreien Aufklärung. In den kommenden Wochen muss es erlaubt sein, Fragen zu stellen und Antworten zuzulassen. Ein Sonderausschuss ist beauftragt, Schlüsse aus der Akte Chantal zu ziehen. Bis die Ergebnisse feststehen soll davor gewarnt werden, vorschnell auf die angebotenen Konfliktlinien:
aufzuspringen und so die Debatte ideologisch zu verschärfen und künstliche Gräben zu
schaffen.
Das Kompetenzzentrum Pflegekinder hat es sich zur Aufgabe gemacht, Dienstleistungen für Pflegekinderdienste zu erbringen. Es geht ihm darum, Standards zu entwickeln und Qualität zu sichern. Die Engführung auf politisch wirksame Schlagwörter schadet der Pflegekinderhilfe nachhaltig. Wir werden langfristig Pflegefamilien verlieren und Kindern schaden.
www.kompetenzzentrum-pflegekinder.de/ErklaerungChantal.pdf