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Alltag mit Kindern

Was kann Kinder beim Fernsehen ängstigen?

Aus der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de

Bei welchen Fernsehsendungen sind Kinder stark emotional betroffen? Kinder reagieren beim Fernsehen alle sehr unterschiedlich. Was das eine Kind ängstigen kann, weil es etwas ähnliches vielleicht schon einmal miterlebt hat, lässt ein anderes Kind scheinbar unberührt. Wie kommt das?

Das hängt einmal damit zusammen, dass auch schon Kinder einfach unterschiedlich sind. Manche sind eben empfindsamer, andere wieder etwas robuster. Wie Vorschulkinder Fernsehfilme verstehen, hängt aber andererseits auch sehr mit ihren Wahrnehmungsfähigkeiten zusammen. So erleben diese Kinder Filme sehr intensiv, weil sie oftmals zwischen ihrer Realität und der Filmrealität nicht unterscheiden können.

Welche Filmszenen können für Kinder problematisch sein? Folgende Punkte sollen helfen, die Sicht der Kinder zu verstehen. Voraussetzung ist, dass wir selbst die Kinder mit ihren Problemen richtig verstanden haben.

  • Umweltkatastrophen und Unglücke in Nachrichten oder Reality-TV-Sendungen: Unglücke wie Zugentgleisungen, Autounfälle, Gasexplosionen oder ähnliches sowie Umweltkatastrophen wie Wirbelstürme, Erdbeben oder Überschwemmungen lösen bei Kindern vielfach ängstigende Reaktionen aus. Diese dargestellten Gewalten werden zumeist in Nachrichtensendungen gezeigt. Ihre Wirkung wird bei Kindern dann verstärkt, wenn die Kinder selbst schon mal ähnliches erlebt haben, wenn die Bedrohung (z.B. Autounfall) in ihrem eigenen Alltag stattfinden könnte und wenn Kinder (oder Menschen) als Opfer gezeigt werden. Oftmals ist die Reaktion der Kinder eng mit der der Erwachsenen verbunden. Unsere eigenen Ängste, z. B. bei Berichten über den Irak-Krieg oder die Terroranschläge des 11. September, teilen sich auch den Kindern mit, und sie reagieren dann entsprechend.
  • Tier- und Naturfilme: Kinder mögen Tiere sehr gerne. Mit gutem Gefühl schalten Sie ihren Kindern vielleicht schon mal einen Tierfilm an. Trotzdem reagieren manche Kinder aus heiterem Himmel geängstigt. Zumeist sind dies solche Szenen, in denen ein große Tier ein kleineres wehrloseres Tier fängt, um es aufzufressen oder wenn Wildhüter Tiere abschießen (bzw. betäuben). Aber auch Spielfilme, bei denen Tiere die Hauptdarsteller sind (z.B. Flipper, Lassie), können Kinder in hohem Maß ergreifen. Diese Form von Gewalt wird von Kindern sehr intensiv wahrgenommen, weil sie mit den Tieren stark mitleiden und weil sie sich selbst als ''klein und wehrlos'' erleben.
  • Pädagogisch wertvolle Kinderfilme: Dieser Aspekt wird Sie vielleicht am meisten überraschen. Viele Eltern meinen, dass Ängste vermieden werden können, wenn Kinder ausschließlich Kindersendungen anschauen dürfen. Eltern, die davon ausgehen, dass Kinderfilme ‚gefahrlos‘ angesehen werden, müssen aber erkennen, dass gerade in diesen Filmen Themen behandelt werden, die an die individuellen Themen, Wünsche oder Ängste der Kinder anknüpfen und so Ängste auslösen. Wenn ein Kind das Thema ''Trennung'' oder ''Alleinsein'' innerlich beschäftigt, kann ''Heidi'' ängstigend wirken, wenn Heidi aus der Bergidylle gerissen wird und zur hartherzigen Erzieherin nach Frankfurt gebracht wird. Kinderfilme lösen also nicht nur Ängste aus, sondern sie decken auch manchmal auf, was das Kind ohnehin innerlich beschäftigt. Dann ist unsere verständnisvolle Zuwendung erforderlich.
  • Als Faustregel kann gelten, dass Kinder im Vorschulalter das als besonders bedeutsam wahrnehmen, was sie aus der eigenen Lebens- und Gefühlswelt kennen. Neben den zuvor genannten inhaltlichen Aspekten sind es häufig Filme in denen folgende Gestaltungsmittel eingesetzt werden:
  • Dunkelheit, Schatten und Lichtspiele: Kinder im Vorschulalter befinden sich in einer magischen Erlebnisphase. Gerade Dunkelheit und Schattenspiele sind für sie im Alltag wie beim Fernsehgucken eine Herausforderung.
  • Laute oder plötzliche Geräusche: Je jünger die Kinder sind, desto intensiver ziehen Geräusche und Musik sie in den Bann. Dazu gehören nicht nur mediale Geräusche wie Schüsse oder Explosionen, sondern auch alltägliche Geräusche wie das Knallen einer Tür, das Heulen des Windes oder ein Donnerschlag.
  • Übernatürliche Wesen: Übernatürliche Wesen (Geister, Gespenster, Monster, Hexen, Gnome, Vampire usw.) und ihre phantastischen Fähigkeiten des Verzauberns und Verwandelns üben eine große Faszination auf Kinder aus, führen aber häufig zu Ängsten. Gespenster und unheimliche Wesen werden in allen Filmen als besonders beunruhigend aus der Sicht der Kinder wahrgenommen. ''Graf Zahl'' aus der ''Sesamstraße'' rangiert dabei auf gleicher Ebene mit ''dem kleinen Gespenst'' oder ''Casper dem Gespenst''. Angst und Faszination gehen hier miteinander einher, ja die Lust am Gruseln gehört mit in diese Phase der kindlichen Entwicklung.
  • Wir als Erwachsene müssen also versuchen, die Kinder vor aggressiven Inhalten zu schützen. Das ist eine Gratwanderung und immer wieder eine neue Herausforderung, denn was die Kinder als schrecklich ansehen, lässt sich nicht im Voraus erkennen. Das zeigt sich erst, wenn es die Kinder auch irgendwie äußern. Dann können wir ihnen helfen, z.B. durch vorsichtiges Fragen das Gesehene zu verarbeiten. Wenn es das Kind zulässt, können wir mit ihm darüber sprechen, zu dem Film eine Zeichnung machen oder auch ein Rollenspiel. Das bedeutet, wir müssen uns nach dem Fernsehgucken den Kindern zuwenden, mit ihnen darüber sprechen bzw. immer wieder neu nachfragen.

Aus der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de

Letzte Aktualisierung am: 
01.07.2010

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